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Die Magendrehung - Holger Schüler

Die Magendrehung - Holger Schüler

Die Magendrehung

Jeder Besitzer eines großen Hundes hat panische Angst vor dieser Diagnose: Magendrehung!

Ein Erfahrungsbericht

Ich möchte mit Fachleuten und Ärzten das Thema „Magendrehung“ beim Hund aufgreifen. Aktueller Anlass hierfür ist meine achtjährige Berner Sennenhündin Siska, bei der kürzlich eine Magendrehung diagnostiziert wurde.

Obwohl ich als Hundekenner über einen großen Erfahrungsschatz verfüge und der Meinung war, so etwas könne mir nicht passieren, bekam Siska am 4.11.2013 um 01:30 Uhr eine Magendrehung.

Ich fragte mich, wie so etwas geschehen konnte, obwohl wir nichts anderes gemacht hatten als sonst. Leider werden immer noch viele falsche Informationen kommuniziert, weshalb es für mich wichtig ist, etwas zur Aufklärung beizutragen.

In einer solch brenzligen Situation wie bei einer Magendrehung sind Unsicherheit und Angst ganz normal. Wer aber aufmerksam und sensibel auf sein Tier achtet, somit die Situation schnell erkennt und dann auch schnell handelt, hat eine gute Prognose, dass der Hund eine Magendrehung überlebt. Denn: Die ersten Stunden sind entscheidend!

Klinische Symptome

Typisches Hauptsymptom ist das etwa ein bis zwei Stunden nach der letzten Fütterung beginnende Aufblähen des Bauches. Die Tiere sind unruhig, sitzen viel, versuchen zu erbrechen oder Kot abzusetzen. Aber auch da reagiert jeder Hund anders.

Fortschreitend kommt es sehr schnell zu einem immer größer werdenden, trommelartigen Bauchumfang. Es setzt eine zunehmende Teilnahmslosigkeit ein, die in eine Schocksymptomatik übergeht.

Da ich die Magendrehung sehr schnell bemerkt habe, habe ich sofort reagiert: Klinik angerufen, jemanden organisiert der mich fährt, meinen Hund beruhigt – in der Klinik angekommen: sofort Röntgen, dann ab in den OP. Nur das schnelle Erkennen und Handeln hat Siska das Leben gerettet. Natürlich auch das hervorragende Ärzteteam aus Frankenthal.

Schocksymptome:

  • erhöhte Herzfrequenz, erhöhte Atemfrequenz
  • schneller, schwacher Puls
  • blasse bis weißliche Schleimhäute
  • kühle oder kalte Körperenden (Beine, Rute, Pfoten, Ohren)
  • Apathie
  • bei Allergieschock: starke Unruhe, Juckreiz, Nesselfieber

Schocksymptome sind oft nur schwach ausgebildet und nicht immer alle vorhanden.

Ursachen für einen Schock können sein:

  • Blutverlust (äußerlich oder innerlich)
  • Herzminderleistung
  • Verbrennungen
  • starke Schmerzen
  • allergische Reaktion
  • psychische Belastung

Maßnahmen:

  • Schocklage (flach, Hinterteil leicht erhöht)
  • bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • mögliche Schockursachen beseitigen
  • Wärmeerhalt
  • sofort Tierarzt aufsuchen

Wie bereits gesagt: Jede Minute zählt! Es ist jedoch niemandem geholfen, wenn man in Panik gerät! Ruhe bewahren und folgende Punkte abarbeiten. Diese Notfall-Liste sollte in jedem Haushalt greifbar sein:

  • Welche Klinik hat 24-Stunden-Dienst?
  • Wie weit ist der Weg dorthin?
  • Telefonnummer einer Notzentrale
  • Jemanden im Vorfeld bestimmen, der im Notfall fahren kann

Was ist eine Magendrehung?

Der Magen schließt sich an die Speiseröhre an und mündet in den Zwölffingerdarm. Anatomisch stellt er sich wie ein größerer Gegenstand dar, der an einer Schnur aufgezogen ist und frei beweglich pendeln kann.

Die Magendrehung ist eine Verdrehung des Magens, die zu einem Verschluss des Magenausgangs führt. Gase stauen sich, der Bauch bläht sich auf, Blutgefäße und Nerven werden abgeklemmt. Dies führt innerhalb weniger Stunden zu einem Kreislaufschock und Tod.

Wichtig: Die Drehung geschieht meist in den Abendstunden.

Betroffene Hunderassen

Besonders betroffen sind große Hunderassen mit tiefem Brustkorb wie Dogge, Setter, Schäferhund, Berner Sennenhund, Bernhardiner, Dobermann, Boxer. Aber auch kleinere Hunde können betroffen sein.

Risikofaktoren sind: hohes Alter, genetische Vorbelastung, große Futter- und Wassermengen, schnelle Futteraufnahme, Bewegung nach dem Fressen, vermehrte Gasbildung.

Warnung: Entgegen früherer Empfehlungen kann eine erhöhte Futterschüsselposition das Risiko erhöhen.

Diagnostik

Eine Röntgenaufnahme (rechtsseitig) kann die Magendrehung diagnostizieren. Typisch ist die Kompartmentbildung („double bubble“).

Behandlung

Einzige Behandlungsmöglichkeit ist die operative Rückverlagerung und Fixierung des Magens. Dabei wird entgast, der Inhalt entfernt und der Magen vernäht.

Prognose

Erfolgt die OP innerhalb der ersten 6 Stunden, bestehen gute Heilungschancen. Die Letalitätsrate liegt dennoch bei 15–33 %.

Dank

Ich danke Dr. Wendel und der Kleintierklinik Frankenthal für die hervorragende Versorgung meiner Hündin Siska.

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