Es gibt Hunde, die scheinen immer hungrig zu sein. Gibt der Halter der dazugehörigen Bettelei nach, hat er bald ein Problem. Besser ist es, diesen Hunden klare Regeln und Routinen vorzugeben. Wie genau das funktioniert, erklärt Hundeerziehungsberater Holger Schüler.
Labrador, Beagle, Golden Retriver: diese und viele andere Hunderassen haben den Ruf, sehr verfressen zu sein. Ständig stöbern Sie nach Essbarem und blicken den Halter flehentlich an, sobald er sich dem Kühlschrank auch nur nähert. Klingt harmlos, ist es aber nicht unbedingt: Manche dieser Hunde belästigen ihre und fremde Menschen massiv mit ihrer Bettelei oder zeigen sogar Futteraggressionen. Damit es erst gar nicht zu solchen negativen Begleiterscheinungen kommt, sollten Hundebesitzer frühzeitig gegensteuern und klare Regeln aufstellen. Das ständige Hungergefühl kann man den Hunden zwar nicht abtrainieren, aber das permanente Fordern und Suchen nach Nahrung durchaus.
Grundsätzlich sollte Futter für keinen Hund ständig verfügbar sein, schon gar nicht als immervoller Napf zur Selbstbedienung herumstehen. Damit gibt man nämlich die Kontrolle über ein sehr wichtiges Instrument ab. Steht das Futter permanent zur Verfügung, ist es als Motivationsmittel nicht mehr brauchbar. Der Besitzer vergibt außerdem die Chance, die Fütterung für die Bindungsarbeit zu nutzen. Abgesehen davon, verliert er auch den Überblick über die Mengen, die sein Hund zu sich nimmt. Gerade bei sehr verfressenen Tieren kann das schnell zu starkem Übergewicht und den entsprechenden negativen Folgen für die Gesundheit führen.
Wasser muss für den Hund jederzeit erreichbar sein, das Futter aber besser nicht. Führen Sie stattdessen bestimmte Rituale ein: Gefüttert wird täglich nur zu bestimmten Zeiten, beispielsweise morgens und abends, und nur am ausgewählten Futterplatz. Dieser sollte so ausgewählt sein, dass er sich in einer ruhigen Ecke des Hauses oder der Wohnung befindet. Herrscht am Futterplatz viel „Durchgangsverkehr“, könnte es gerade bei einem sehr futterfixierten Tier passieren, dass er seinen Napf bewachen will.
Zeigt ein Hund bereits entsprechende Ansätze, dann trainieren Sie mit ihm ein anderes Verhalten ein. Füttern Sie ihn zunächst nur aus der Hand, so dass er sich nicht mehr auf den Futternapf als Nahrungsquelle fixiert. Klappt das, wandert das Futter wieder in die Schüssel. Sie lassen Ihre Hand aber auf dem Rand liegen während der Hund frisst. Funktioniert auch das, können Sie üben, ihm den Napf wegzunehmen. Reissen Sie ihm diesen aber nicht einfach unter der Nase weg, sondern lassen Sie den Hund zuerst Sitz machen oder rufen Sie ihn vom Futter ab. Idealerweise beginnen Sie schon im Welpenalter mit diesem Training.
Gerade für sehr futterfixierte Hunde sind klare Regeln und Rituale ausgesprochen wichtig. Der Hund soll verinnerlichen, dass es sein Futter nur zu bestimmten Zeiten gibt. Auf keinen Fall, auch nicht in Ausnahmefällen, darf das Tier am Tisch betteln und dafür mit auch noch mit kleinen Happen belohnt werden. Besser ist es, den Tisch und die Küche zu einer verbotenen Zone zu erklären, die der Hund gar nicht betreten darf.
Ihr Hund soll lernen, dass Futter nicht immer da ist und er es nicht einfach einfordern darf, sondern dass es von Ihnen kommt. Wichtig ist dabei auch, dass er sein Futter erst bekommt, wenn er ruhig darauf wartet. Auch das kann man trainieren. Gehen Sie öfter mal in die Küche, schütteln sie die Futterpackung und gehen Sie einfach wieder raus. Wird der Hund beim Füttern aufdringlich, dann schieben Sie ihn mit einem deutlichen „Nein!“ zur Seite und stellen Sie den Napf wieder weg. Schicken Sie den Hund auf seinen Platz und ignorieren Sie ihn. Erst wenn er wirklich ruhig ist, bekommt er den Napf.
Auch wenn es am Anfang länger dauert, ziehen Sie es konsequent durch. Der Hund wird die Regeln verinnerlich, von Fütterung zu Fütterung ruhiger werden und außerhalb der Fütterungszeiten nicht mehr ständig nach Nahrung betteln.